Die Erwartungen waren gross in Kanada einem Bären während dem Race über den Weg zu laufen. Ob sich dies bewahrheitet hat, werdet ihr zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Bericht erfahren. Zuerst jedoch mal der Reihe nach. Ziel war es möglichst kurz vor dem Race in Kanada anzukommen, um den Jetlag möglichst keine Chance zu geben und gross auf den Körper einwirken zu können. Ausserdem ist es ja nicht mal schlecht, wenn man durch die zeitliche Umstellung früh erwacht, da am Morgen des Wettkampfs ebenfalls früh aufgestanden werden muss. Somit reisten wir am Donnerstag vor dem Rennen nach Kanada. Der Flug mit Edelweiss war sehr angenehm und trotz der 10h40 ganz gut auszuhalten. Glücklicherweise handelte es sich um einen Direktflug von Zürich nach Vancouver. Auf eine Umsteigeaktion mit viel Gepäck und Radkoffer konnte somit glücklicherweise verzichtet werden. Vancouver begrüsste uns mit tadellosem Wetter und somit konnten wir die Weiterfahrt per Mietauto vom Flughafen in das ca. 120km entfernte Whistler geniessen. Nach dem Hotel-Check-in und der ersten Erkundigung von Whistler stieg die Nervosität schon langsam an. In Whistler wimmelte es bereits von durchtrainierten Athleten; habe dann jeweils immer das Gefühl, dass ich zu wenig trainiert habe. Aber ändern kann man zu diesem Zeitpunkt so oder so nichts mehr. Nach einer eher unruhigen Nacht und einem gemütlichen Frühstück am anderen Morgen ging es dann zur Registration und zum Bezug der Race-Unterlagen. Diese mussten bis spätestens Freitagabend abgeholt werden, damit dem Start vom Sonntag nichts im Wege stand. Für mich stand noch eine Radausfahrt von einer Stunde auf dem Programm. Primär ging es darum das wieder zusammengeschraubte Fahrrad zu testen. Zum Glück hatte mein Rad den Flug ebenfalls gut überstanden. Der Samstag wurde mit einem gemütlichen Frühstück gestartet, bevor Fahrrad und Laufutensilien in den Wechselzonen platziert werden mussten. Das Check-in ging reibungslos über die Bühne und das anschliessende Carboloading finalisierte die Wettkampfvorbereitung. Die Nacht war einmal mehr eher unruhig, was vor einem Wettkampf als normal bezeichnet werden kann. Tagwache war dann bereits um 03.30 Uhr und ich nahm mein Frühstück im Hotelzimmer ein. Danach erfolgte der Transport zur ersten Wechselzone am Alta Lake per Bus. Dieser dauerte etwas länger, da sich der Busfahrer tatsächlich noch verfahren hatte. In der Wechselzone angekommen, machte ich meine letzten Vorbereitungen. Jetzt konnte es losgehen. Nach kurzem Einschwimmen erfolgte auch schon der Start pünktlich um 07.00 Uhr. Die Profis starteten bereits zehn Minuten vor uns. Ich habe mich für eine sehr direkte Schwimmstrecke entschieden und habe mich auf grosse Prügeleien im Wasser mental vorbereitet. Diese blieben jedoch bis zur ersten Wende aus, was mich eher erstaunte. Dann wurde es etwas eng, was jedoch auch nicht weiter schlimm war. Meine Schwimmzeit betrug nach den absolvierten zwei Runden und 3.8 Kilometern 1h05. Mit dieser Zeit bin ich eigentlich ganz zufrieden. Auf die nun bevorstehenden 180km Rad war ich wirklich gespannt, zumal meine Radvorbereitungen in diesem Jahr intensiver als in den Vorjahren waren. Der Start erfolgte zügig, was jedoch nicht bedeutete, dass ich meinen Puls aus den Augen verlor. Dieser war während der gesamten Radstrecke mehr oder weniger im grünen Bereich. Bei der ersten Radwende beim Olympic Park wurde mir das erste mal bewusst, dass ich ziemlich weit vorne lag. Es kamen nicht gerade viele Fahrer entgegen. Ich wusste jedoch auch, dass noch eine grosse Strecke zurückgelegt werden muss, was meine Euphorie in Grenzen hielt. Die Strecke war ein auf und ab; extrem schnelle Streckenteile, welche jedoch nach der zweiten Wende wieder in umgekehrter Reihenfolge absolviert werden mussten. Sprich, es ging alles wieder in teilweise knackigen Anstiegen zurück. Trotz dieser anspruchsvollen Strecke konnte ich nach 5h05 und Zwischenrang sieben in meiner Agegroup (Overall Rang 33) vom Rad steigen. Die Beine fühlten sich immer noch prächtig an.
ON Schuhe angezogen, Gels gepackt und Mütze aufgesetzt erfolgte auch schon der Start der noch zurückzulegenden 42 Laufkilometer. Meinen Puls hatte ich auch zu dieser Zeit immer schön im Auge. Alles noch im grünen Bereich und angestrebte Pace konnte erwartungsgemäss gelaufen werden. Viele waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf der Laufstrecke anzutreffen. Leider musste ich feststellen, dass von Kilometer zu Kilometer meine Pace nicht mehr den Wünschen entsprach. Bei Kilometer 28 hatte ich dann den totalen Tiefpunkt. Ich musste anhalten, mich zwingen einen Gel runterzuwürgen und wirklich viel Cola zu trinken. Erstaunlicherweise hat genau dies dazu beigetragen, dass ich meine angestrebte Pace beinahe wieder laufen konnte. Im Nachhinein muss ich ganz klar einen Ernährungsfehler während dem Laufen eingestehen. Ich habe viel zu wenig gegessen und mich beinahe nur flüssig ernährt. Man könnte beinahe meinen, es wäre mein erster Ironman gewesen. Die Gels blieben beinahe unberührt in meinen Rückentaschen; weiss Gott weshalb. Ich hatte einfach kein Bedürfnis nach Gels und habe es tatsächlich irgendwie vergessen. Dies hat sich dann leider in meiner Endzeit niedergeschlagen; 10h07!
Alles hatte wirklich sehr gut begonnen und ein lang ersehnter Traum wäre beinahe in Erfüllung gegangen; Hawaii. Leider habe ich die Qualifikation für die WM um knapp 7 Minuten verpasst. Fazit: mehr Laufen trainieren und mich auf die Ernährung während den langen Einheiten in Zukunft konzentrieren. Der Quali-Druck steht im 2014 nicht an, da Challenge Roth auf dem Programm steht. Der Traum ist jedoch noch nicht begraben – mal sehen Agegroup 80+! Insgesamt war jedoch die Kanada-Reise wirklich schön und die anschliessenden Tage in Banff, Kamloops und Vancouver wirklich erholsam (bis auf die Rückreise – 3.5h verspäteter Abflug aus Vancouver). Ach ja, bevor ich es vergesse! Das Land der Bären ist wohl eher ein Land der «(Heidel)-Beeren». Einen Bären habe ich nämlich weder während dem Wettkampf, noch während dem Hiking in Banff gesehen. Irgendwie bin ich sogar froh darüber!